DAVOR & DAHINTER

Wenn Dirk Scherkowski technische Abläufe sieht, dann fragt er sich instinktiv, ob man Prozesse verbessern, vervollkommnen, präzisieren kann. Wie funktioniert Was? Was funktioniert besser? Was funktioniert nicht? Er will Strukturen durchdringen, die innere Logik verstehen. Und er will erfinden. Manchmal führt das zu einer technischen Innovation, zum Beispiel in der Biomedizin. An anderen Tagen mündet die Auseinandersetzung in eine künstlerische Arbeit. Dann können aus mathematischen Fragen mitunter philosophische werden.

Präzision und Veränderung sind Themen, die Dirk Scherkowski intensiv beschäftigen. Das erklärt seine Faszination für japanische Schmiedekunst und altes Handwerk. Metalle – im Besonderen Stahl – zu bearbeiten, bedeutet immer, mittels Werkzeugen etwas umzuformen, also zu verändern. 

Stahl ist dabei eine besondere Herausforderung, nicht zuletzt, weil für die Bearbeitung selbst der Aggregatzustand transformiert wird. Ein sehr hartes Material, das viele Menschen mit Kälte und Bedrohlichkeit assoziieren, muss erhitzt werden, um es zu bearbeiten. Dass Stahl für Dirk Scherkowski auch Vergänglichkeit symbolisiert, erschließt sich auf den zweiten Blick: Korrosion. Veränderung. Vergänglichkeit. Seine Problemlösungsstrategien sind durch eine systematische Herangehensweise gekennzeichnet – der Naturwissenschaftler in ihm schläft auch in der künstlerischen Arbeit nicht. 
Vom Kurs in die eigene Werkstatt

Ende der 90er Jahre besucht Dirk Scherkowski einen Schmiedekurs und einen Schweißkurs. Was er dabei entdeckt, ist vor allem seine Kreativität und damit ein neuer Weg, Gedanken und Gefühle zu artikulieren und sich mit Materialien auseinanderzusetzen. Es folgen autonome Lernprozesse in seiner eigenen Werkstatt. Hier entstehen in den folgenden Jahren Skulpturen, Objekte und Gebrauchsgegenstände, wie zum Beispiel Tische oder Lampen. Die Materialien, die Dirk Scherkowski verwendet, sind vielfältig: Glas, Zinn, Holz, Ton, Muscheln, Steine … und immer wieder Stahl. Sein Vater arbeitete als Ingenieur ­– die erste Berührung mit Metallen erfolgte also schon in seiner Kindheit.
Die Materialien für seine Arbeiten findet Dirk Scherkowski häufig bei Streifzügen durch Wälder und Städte oder auf Strandwanderungen. Es kann die Form, die Farbe oder die Haptik sein, die ihn anspricht. Was später aus den Fundstücken wird, zeigt sich erst im künstlerischen Schaffensprozess. Vor dem Erfinden steht also häufig ein Finden.